Der Tamischbachturm ist mit einer Höhe von 2035m der Hausberg von Hieflau. Diese Ortschaft gibt es zwar nicht mehr, aber aus verträumter Nostalgie werde ich dieser Bezeichnung wohl bis zum Ende meiner Tage treu bleiben. Trotz seines martialischen Namens ist der „Turm“ zwar der am einfachsten zu besteigenden Gesäusegipfel, im Winter jedoch ein durchwegs gediegenes Tourenziel. Die Aussicht reicht an schönen Tagen vom Schneeberg bis hinein in die Hohen Tauern. Seine eindrucksvolle bis zu 900 Meter hohe Nordwand ist im Sommer wie auch im Winter eine äußerst anspruchsvolle Unternehmung. Die südseitigen Kare direkt nach Hieflau sind seit jeher ein beliebtes schialpinistisches Ziel für einheimische Bergsteiger.

Der Admonter Reichenstein im Morgenlicht

Von Gstatterboden

Da wir die Trageetappe so kurz wie möglich gestalten wollen, beschließen wir von Gstatterboden aufzusteigen. Hier gleich die Ernüchterung. Auf riesigen Tafeln wurde ein Schutzgebiet verlautbart, durch welches der Aufstieg und die Abfahrt in einem nicht tragbaren Maß eingeschränkt werden. Betroffen sind unter anderem Teile vom Hochkar sowie Teile des Scheibenbauernkares, wie man auf der rachichtischen Bleistiftzeichnung erkennen kann. Historische Schiabfahrten werden einfach so zur Sperrzone erklärt. Eine traurige Entwicklung für ambitionierte Schibergsteiger. So schön die Abfahrt vom Tamischbachturm über das Kühtal auch sein mag, so traurig ist es auch das Potential des Berges nicht nutzen zu dürfen.

Es vergeht kaum ein Gesäusebesuch an dem ich mich nicht darüber ärgern muss, welch Schindluder mit meiner Heimat getrieben wird. Mein Sinn für Gerechtigkeit will sich einfach nach wie vor nicht so recht mit dem geografisch bedingten „is ma Wurscht“ Gedanken anfreunden. Nach ein paar hundert Höhenmetern, die von einer inneren Unruhe geprägt sind, ist es mir jedoch vergönnt den Tag doch noch etwas zu genießen.

Ennstalerhütte im Winter

Schutzgebiet auf Tafel bei Parkplatz

Bauernsilvester

Die Sonne blinzelt durch den lichten Buchenwald und der Schnee verspricht eine traumhafte Abfahrt für uns bereitzuhalten. Bei der Ennstalerhütte rasten wir zum ersten Mal und genießen die traumhafte Fernsicht. Auf dem Berg ist es wärmer als im Tal und vom starken Nordwestwind merken wir auf der vom Wind abgewandten Bergseite ebenfalls nichts.

Nun folgt die finale Querung zum Gipfel. Die Buchsteingruppe ist beim Anstieg ein äußerst fotogenes Motiv und immer wieder wird die Systemkamera aus dem Steigeisenfach des Rucksacks geholt. Die letzten Meter zum Gipfel sind zwar teilweise stark abgeblasen, doch wir schauen uns bereits eine feine Schneeader aus, welche uns erlaubt die Schi nicht abschnallen zu müssen.

Am Gipfel holt mein Papa ein Stifterl Sekt aus dem Rucksack. Immerhin ist heute Bauernsilvester und wir stoßen noch einmal auf die gelungene unfallfreie Saison an.

Bauernsilvester

Abfahrt Tamischbachturm – Großes Kühtal

Die Abfahrt ist ein wahrer Pulvertraum und es fällt uns fast schon ein bisschen schwer die Fahrt zu unterbrechen, um diese traumhaften Momente im Bild festzuhalten. Über das Große Kühtal schwingen wir wie auf Wolken vom Tamischbachturm hinab zur Niederscheibenalm.

Beim Auto sind wir uns einig – „Da war jetzt kein schlechter Meter dabei“

Zur Schonung des Belages tragen wir die Schi die letzten Höhenmeter ab dem Wildgatter über die angezuckerte Forststraße.

Heimat in Not

Für jeden Schibergsteiger der Region ist die Errichtung dieses Wildschutzgebietes ein Schlag ins Gesicht. Vollkommen willkürlich werden hier die Bedürfnisse der Einheimischen ignoriert und Bereiche zur Sperrzone erklärt. Es stimmt mich äußerst traurig, wenn ich sehe wie hier mit meiner wunderschönen Heimat umgegangen wird. Für mich bleibt nur zu hoffen, dass irgendwann wieder Vernunft einkehren wird…

Hard Facts

  • Gebirge: Gesäuse
  • Gipfel: Tamischbachturm
  • Aufstieg: Gstatterboden – Niederscheibenalm – Ennstalerhütte
  • Abfahrt: Großes Kühtal
  • Höhenmeter: 1430 hm

Tipps und Infos

  • Führerliteratur:
    • Schitourenatlas Österreich Ost – Kurt Schall und Adi Mokrejs
    • Ski Extrem Guide – Michael Pichler, Hannes Pichler und Peter Kolland
    • Alpenvereinskarte 16, Ennstaler Alpen – Gesäuse 1:25 000
  • Ideal im Hochwinter bei guter Schneelage bis in die Täler
  • Windmesstation und Schneemessstation am Tamischbachturm

Fazit

  • Abwechslungsreiche, konditionell anspruchsvolle Tour
  • Aussichtsreicher Gesäusegipfel
  • Schihistorisch wertvoller Gipfel
  • Bedenkliche lokale Entwicklungen