Der Normalweg auf die Große Zinne sollte es werden. 1869 hatte der Wiener Alpinist Paul Grohmann einen alpinistischen Lauf. Neben der Erstbesteigung von der Dreischusterspitze und dem Langkofel gelang ihm am 21.08. gemeinsam mit seinen Führern Franz Innerkofler und Peter Salcher die Erstbesteigung der Großen Zinne. Wie er in seinen Aufzeichnungen beschreibt war es nicht die Höhe des Gipfels, sondern vielmehr die “Kühnheit ihres Baues”. Für die damalige Zeit, in welcher der Schwierigkeitsalpinismus noch nicht in den Fokus der Alpinisten gerückt war, ein äußerst zukunftsweisendes Denken.

Was wäre ein Dolomitenbesuch ohne einen kurzen Abstecher zu den Zinnen. Ich oute mich immer wieder gerne als bekennender Fan dieser 3, oder wie der mit offenen Augen durch die Welt gehende Alpinist weiß, 5 Türme. Denn neben der Westlichen Zinne (2973m), der Großen Zinne (2999m) und der Kleinen Zinne (2857m) zählen ebenso die Punta di Frida (2792m) sowie die Kleinste Zinne (2700m), auch Preußturm genannt zu den Gipfelpunkten des Zinnenstocks. Egal von welcher Seite man sie betrachtet, die Zinnen sind ein wahrer Augenschmaus. Das stehen auf einem ihrer Gipfel ist einfach immer wieder etwas besonderes und eine Besteigung nur dem erfahrenen Alpinisten vorenthalten.

Zustieg – Im Hintergrund die Kleine Zinne

Nach oben

Obwohl wir uns für unsere Bergtour einen Tag unter der Woche aussuchen, treffen wir nach wenigen Metern in der Einstiegsrinne auf die erste Seilschaft. Die Gefahr auf dem Standardanstieg geht primär von überforderten Seilschaften, bzw. von dem Kundenstock so mancher Bergführer aus. An kopfgroßen liegenden Blöcken wird ohne nachzudenken angerissen und wenn man sich die Steigtechnik so mancher Leute ansieht fragt man sich, wie diese überhaupt auf der Ebene einen geraden Schritt tun können. Klettern ist immerhin ein Gehen im Fels, was voraussetzt, dass man dies vorerst in der horizontalen Welt beherrschen sollte.

Gehen im Fels

Am Ende der glatt polierten Schlüsselstelle

Große Zinne – Normalweg

Mit einem stets wachsamen Rundumblick geht es für uns weiter in gut kletterbarem Gelände. Wir entschließen uns dafür am verkürzten laufenden Seil zu gehen und achten darauf immer einen Sicherungspunkt zwischen uns zu haben. Diese Technik spart an gut frequentierten Touren Zeit und nach kurzer Zeit stehen wir auch schon am Beginn der Schlüsselstelle. Der durch die vielen Begehungen glatt polierte Kamin (III+) ist die klettertechnisch anspruchsvollste Stelle des Aufstiegs. Die Schwierigkeiten beschränken sich jedoch nur auf eine Seillänge, bis es in gut griffiger Wandkletterei weitergeht.

Nach der oberen Terassenquerung geht es in leichtem Gelände dem Gipfel entgegen. Beim sogenannten “Bösen Block” müssen wir uns zwar noch einmal kurz anhalten, aber die Schwierigkeiten beschränken sich auf wenige Meter. Die Große Zinne haben wir heute ganz für uns alleine und wir genießen den Rundumblick in diesem bizarr schönen Szenario, bevor es teils abkletternd, teils abseilend dem Wandfuß entgegengeht.

Hard Facts

  • Gebirge: Dolomiten
  • Gipfel: Große Zinne
  • Route: Südostwand – Normalweg
  • Schwierigkeit: III+
  • Wandhöhe: 450m
  • Erstbegeher: P. Grohmann, F. Innerkofler und P. Salcher am 21.08.1869

Tipps und Infos:

  • Material: 60m Halbseilstrang, 6 verlängerbare Exen, 3 Tiblocs
  • Führerliteratur:
    • Best of Dolomiten – Ivo Rabanser (2018)
    • Drei Zinnen – Giovanni Renzi und Erik Svab (2014)
    • Tourenbeschreibung
  • Am besten unter der Woche, wobei die Tour stets stark frequentiert ist

Fazit

  • Großer Klassiker in traumhafter Umgebung
  • Das Gipfelerlebnis auf einer der Zinnen ist stets ein besonderes Erlebnis