Neben den vielen negativen Begleiterscheinungen die mein Umzug in die Hauptstadt vor mittlerweile 10 Jahren mit sich brachte, war doch das ein oder andere Positive dabei. Allem voran meine Begegnung mit dem Höllenthal. Eine wahre Tragödie, hätten wir uns nie kennengelernt! Durch seine geographische Gegebenheit erinnert mich  das Tahl doch starke an meine Heimat, das Gesäuse. Seitdem pilgere ich zu jeder Jahreszeit an diesen wundervollen Ort und wurde nie enttäuscht.

Für das Wochenende sind zwei beständige Tage vorausgesagt und nachdem Dagmar ebenfalls Zeit gefunden hatte, ging es Samstag Nachmittag in das Höllenthal. Da es in der vergangenen Woche stark geregnet hatte, bietet sich der sonnige Großofen mit seiner großteils südseitigen Ausrichtung als perfektes Nachmittagsziel an. In den langen Touren befinden sich bereits mehrere Seilschaften und wir entschließen uns kurzerhand für eine Tour am SW-Turm. Die Routen sind hier etwas kürzer, vom Charakter her jedoch etwas athletischer.

Da Reichensteiner:

Wir entscheiden uns für meine Lieblingstour am SW-Turm, den Reichensteinerweg. Nachdem man die gefinkelte Schlüssellänge durch zaches Ausspreizen in der ersten SL überwunden hat, geht es durch unmöglich aussehende Überhänge im oberen 5. Grad in schöner Linienführung dem Ausstieg entgegen. Der Schnellabstieg über das Schotterfeld zur Schwarza ist immer ein besonderer Leckerbissen nach jeder Großofentour. Kurz die Schuhinnenseite vom Schotter befreien und es geht wieder retour nach Wien.

Rush Hour am Brunnerweg:

In den frühen Morgenstunden geht es dann im Stadelwandgraben aufwärts zur namensgebenden Wandflucht. Geplant hätten wir eigentlich den Brunnerweg, doch nachdem zwei Seilschaften unmittelbar vor uns zum Einstieg kamen, hieß es für uns spontan umplanen. Die Richterkante, war die erste Tour die ich vor rund 10 Jahren im Thal geklettert bin und hier würde meiner Erinnerung eh eine kleine Auffrischung gut tun. So standen wir 10 Minuten später vollkommen alleine am Einstieg der Kante. Die direkten Varianten bieten ausgesprochen schöne Kletterei bis zum 6. Schwierigkeitsgrat in festem Fels. Die Absicherung ist gut, wobei ich beispielsweise beim Kegelfürmigen Turm über einen zusätzlichen Friend sehr dankbar war. Natürlich ist auch die ein oder andere brüchige Seillänge in der Tour, doch trübt dies das Gesamterlebnis keineswegs.

Nach dem Ausstieg auf der idyllischen Märchenwiese muss natürlich noch ein kurzer Abstecher zum Stadelwandgipfel her wo wir die Gedanken schweifen und die Landschaft auf uns wirken lassen.

Geklettert wurden:

  • Reichensteinerweg VII-

  • Direkte Richterkante VI