Bei Nordavind in der Preinerwand werden Erinnerungen wach. Das Album von Storm  war einst eine meiner Lieblings-CDs und prägte meine Jugend zum Teil. Doch auch die 3 anhaltenden, abwechslungsreichen Seillängen im orographisch rechten Teil der Preinerwandplatte haben einiges zu bieten.

Raxismus pur

Die obere Preinerwandplatte bildet den Ausläufer der martialisch wirkenden Preinerwand. Der kurze Zustieg und die Nähe zur Seehütte lassen dieses hochalpine, niederösterreichische Klettergebiet schon fast lieblich erscheinen. Neben alten Klassikern gibt es heutzutage ein dichtes Routennetz von abwechslungsreichen, gut abgesicherten Sportkletterrouten. Im Gegensatz zur restlichen Preinerwand ist die Felsqualität im oberen Teil großteils von erlesener Qualität. Hier findet man bestimmt einige der besten Seillängen des gesamten Massivs.

Einstiegsseillänge “Mit göttlicher Hand”

Die markante Preinerwandplatte

Zeitlos klettern

Wir haben einfach keinen Zeitdruck. Über dem Osten Österreichs liegt an diesem Wochenende eine beständige Hochdrucklage.  Um dem Trubel auf der Rax etwas auszuweichen, entscheiden wir uns daher für einen späten Start von Wien.

Da es uns im spätherbstlichen Höllenthal dann, abgesehen von den bekannten Spots, doch schon zu schattig ist, suchen wir uns dieses Mal ein höheres Ziel aus. Die Inversionswetterlage spielt uns dabei ebenfalls in die Hände. Aufgrund der südwestlichen Ausrichtung ist die Preinerwand ideal, um spätabends die letzten Sonnenstrahlen zu erhaschen.

In der 1.SL des Plattenpfeilers

Start in den Plattenpfeiler

Beginn der 2.SL

Ende der 2.SL

Ein Raxtraum

Bevor man in die Route einsteigen kann, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man seilt sich von oben, über die Platte zum Einstieg, oder man steigt wie wir über die ersten 3 Seillängen der göttlichen Hand zu.

Die eigentliche Route besteht aus 3 anhaltenden Seillängen im oberen 6. Schwierigkeitsgrad. Dabei bietet jedoch jede Seillänge traumhafte Kletterei in bestem Wettersteinkalk. Über kleine Leisten leitet die erste Seillänge auf den Pfeiler orographisch rechts der Platte, ehe man eine kleine Kanzel erreicht. In dieser Gangart geht es weiter. In der letzten Seillänge ist noch ein kleiner Rissüberhang zu überwinden. Bei unserer Begehung steckt hier ein fixer Friend. Aber sicherheitshalber setzen wir noch einen zusätzlichen 1er Friend (Black Diamond) in den legefreundlichen Riss.

Was bleibt ist ein traumhafter Gesamteindruck von einer der besten Linien des Gebirgsstocks. Erneut haben wir die Gewissheit, dass Klettern doch das Ehrlichste und Richtigste ist, das man auf dieser Erde nur tun kann.

Im Ausstiegsriss der 3.SL

Seilschaftsselfie

Das Ende eines schönen Klettertages

Ehe man auf dem Weg zum Preinergscheid in den dunkler werdenden Wald eintaucht, darf natürlich der obligatorische Rückblick nicht fehlen. Immer wieder traumhaft, wenn sich die letzten Sonnenstrahlen von der stahlgrauen Plattenwand verabschieden. Der klare Himmel und die kurzen Tage haben durchaus ihren Reiz. Auf dem Heimweg tönt dann wieder einmal Storm aus den Boxen des Caddys. Jedoch hat Spotify längst die silbernen Scheiben meiner Jugend ersetzt.

Bevor die letzten Sonnenstrahlen schwinden

Hard Facts

  • Gebirge: Rax
  • Route: Nordavind
  • Schwierigkeit: VI+
  • Wandhöhe: 170m
  • Erstbegeher: T. Behm und R. Dirnböck 2001

Tipps und Infos:

  • Material: 50m Einfachseil, 10 Exen, Friends Gr  0,75 + 1
  • Führerliteratur:
    • Kletterführer Höllental, Rax und Schneeberg – Thomas Behm
    • Genusskletteratlas Niederösterreich – Kurt Schall und Thomas Behm
    • Tourenbeschreibung
  • Ideal am Nachmittag an sonnigen Spätherbsttagen

Fazit

  • Abwechslungsreiche traumhafte Tour in bestem Fels
  • Klettergenuss pur